Was machen Kinder im Gottesdienst?
Sich langweilen. Oder spielen. Meist stören. – Diese Antworten sind aus der Sicht der Gottesdienstbesucher leider oft richtig.
Auf der anderen Seite sind Kinder Gottes besonders geliebte Wesen, man denke an das Jesuswort
„Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“(Mk 10,14).
Was also tun? Ignorieren bis zum Konfirmanden-unterricht? Nein! Kinder haben ein Bedürfnis, ihren Glauben zu entwickeln, und ein Recht, in der Gemeinde mitzuleben. Dazu benötigen wir eine Form, die Kindern erlaubt, auf ihre Weise Gottesdienst zu feiern, aber so wie Kinder alles um sich herum erlernen: spielerisch. Die Form, die wir als Johannesgemeinde in den nächsten Jahre erproben wollen, heißt passenderweise „Gott im Spiel“. Sie kommt aus der Montessori-Pädagogik und wurde in den letzten Jahrzehnten unter dem Namen „Godly Play“ vor allem in den USA entwickelt. (www.godlyplay.de)
Der Ablauf
Der gottesdienstähnliche Ablauf ist immer wieder gleich strukturiert. Zwei Erwachsenen gestalten gemeinsam Gott im Spiel: einer ist dabei eher für die helfende Begleitung der einzelnen Kinder zuständig, die andere für den Inhalt.
- Es beginnt mit der Begrüßung jedes einzelnen Kindes und der Verabschiedung von den Eltern.
- Danach, wenn alle Kinder im Kreis sitzen, erzählt die Erzählerin mit figürlichen Materialien eine Glaubensgeschichte aus der Bibel oder ein Gleichnis. Diese bislang mehr als einhundert Geschichten werden zwar frei erzählt, sind aber vorbereitet durch die Autoren von „Gott im Spiel“ und wurden über Jahrzehnte bis in die Details von Formulierungen und Gesten ausgearbeitet. Dies entspricht einer Lesung in einem Erwachsenen-Gottesdienst.
- Danach erfolgt im Frage-Antwort-Spiel das Ergründen der Erzählung: „Ich frage mich, was war dir an der Geschichte am liebsten?“, „Was ist am wichtigsten?“, „Was kann man weglassen?“ und „Wo findest du dich selbst wieder?“. Hier ist jede Antwort der Kinder richtig, nicht die Meinung des Erwachsenen.
- Danach erfolgt eine spielerisch-freie, kreative Zeit, in der die Kinder sich mit der Erzählung oder mit den früheren Erzählung oder mit anderen Ideen beschäftigen können. Zu den Kernelementen von „Gott im Spiel“ gehört ein geschützter Raum, für Kinder so eingerichtet, dass die Materialien der verschiedenen Geschichten wie eine begehbare Bibel im Raum auf Regalen präsentiert sind. Die Kinder können die Materialien der verschiedenen Geschichten zum Spielen benutzen, sich gegenseitig erzählen, die Geschichten kombinieren oder sich mit Stiften, Papier, Farben, Stoffen, Holz etc. eigene Zugänge zu den Erzählungen erarbeiten. Diese beiden Teile entsprechen etwa einer Auslegung oder Predigt im Erwachsenen-Gottesdienst.
- Danach feiern die Kinder ein Fest, jedes mit einem Glas Saft und einem Keks. Davor gibt es für jedes Kind die Gelegenheit zum Gebet. Hierzu vergleichen sich Fürbittengebet und Abendmahl.
- Danach schließt die „Gott im Spiel“ wie jeder Gottesdienst mit einem Segen und die Kinder werden von den Eltern vor dem Raum begrüßt.
Der Anfang in Johannes
Diese Form oder Methode eignet sich natürlich nicht nur für Kinder zwischen drei und zehn Jahren im Rahmen eines gottesdienstlichen Angebots oder einer Andacht im Kindernest, sondern kann auch darüber hinaus gut für jeden Menschen jeden Alters sein. Aber mit den Kindern wollen wir anfangen. Wer sich vorstellen kann, diese Form auch mit zu feiern, den bitten wir, sich bei uns melden – als Kind oder als Erwachsener.
Michael Kirchner – michael.kirchner@johannes.ruhr – 3448540
Ludwig Nelles – nelles@kirche-hawi.de
Nina Bechstein – kindernest@johannes.ruhr
Frank Schulte – f.schulte@johannes.ruhr